Bei aller Vertrautheit zwischen Liebenden: Es bleibt Unausgesprochenes, Unaussprechbares. Denn „die Alltagssprache taugt nicht viel für die Liebe und ihr mannigfaltig Spiel“.
Erst in der Poesie findet Giovanni einen Weg, seinen unausgesprochenen Gefühlen nachzuspüren und sie in Worte zu fassen. Und plötzlich bricht es aus ihm hervor: Gefühle werden zu Worten, suchen den Rhythmus und finden den Reim. Und Giovanni versteht, dass es wohl das ist, was Dichter und Liebende eint: Gefühle zerfließen in Rhythmus und Reim.
Und so, in eine Form gefasst, bei der der Reim, der Rhythmus passt, kommt nun alles ans Licht: all die unausgesprochenen Sehnsüchte und heimlichen Wünsche, die feuchten Träume und verwegenen Fantasien, die heißen Erinnerungen und die brennenden Enttäuschungen. All die Ekstasen, die – nüchtern betrachtet – so ekstatisch vielleicht gar nicht waren: im Gedicht dürfen sie fließen, ungebremst und ungehemmt, zügellos und frei.
Ekstatisch
Ein Flüstern
von zärtlichen Lippen
an meine
empfindsame Spitze
gehaucht
ein Zucken
von fiebrigen Fingern
in deine
glühende Lava
getaucht
Ein Züngeln
zuckender Zungen
wie flammendes Feuer
aus gierigem Schlund
ein Saugen
lechzender Lippen
ein feuchtes
Verlangen
aus rosigem Mund
Ein Wogen
glühender Körper
lüstern umschlungen
im Dunkel
der Nacht
ein Klatschen
ekstatischer Leiber
in stürmisch
tosender Liebe
entfacht
Giovanni Vandani, Ekstatisch
aus: Hast du Lust? (2021)